Sind Hierarchien in Unternehmen gut oder schlecht für den Erfolg? Reicht es, sie abzuflachen oder sollten wir sie gleich komplett abschaffen?
Manche Unternehmen erinnern auch heute noch mehr an eine Monarchie als an eine Firma: Der Chef thront gleich einem allmächtigen Herrscher an der Spitze, umgeben von willfährigen Ministern, die sich voll und ganz seinem Willen beugen. Darunter gibt es verschiedene Stände, die ihre Rollen erfüllen und Dienst nach Vorschrift machen.
Als Staatsform ist dieses Bild für die meisten von uns undenkbar. In Unternehmen wird es allerdings nur selten hinterfragt – und noch seltener verändert.
Unternehmertum neu denken
In der klassischen Hierarchie läuft es wie beim Militär: Einzelne befehlen, die anderen gehorchen. Damit tun sich Unternehmen aber keinen Gefallen. Denn zum einen fördert es die Unzufriedenheit und würgt jede Innovation ab, zum anderen bleiben viele Talente unerkannt. Entwicklung ist so nur bedingt möglich, die Devise lautet hier verwalten statt gestalten.
In der globalen Arbeitswelt ist dieses Modell überholt. Dazu kommt, dass es unmöglich ist, die besten Köpfe in eine starre Rolle zu zwängen. Sie werden sich über kurz oder lang nach einem neuen Job umsehen, in dem sie sich besser entfalten können. Aber was ist die Alternative? Wie kann man natürlich gewachsene Strukturen und Prozesse verändern und das Leadership in völlig neue Bahnen lenken?
Entscheidungsebenen statt Hierarchien in Unternehmen
Bevor wir über Entscheidungsebenen als Alternative zu Hierarchien in Unternehmen sprechen, wollen wir ein weit verbreitetes Missverständnis ausräumen: Keine Hierarchien bedeutet nicht, dass es keine Autoritäten mehr gibt (ohne Autoritäten wird keine Firma funktionieren). Der Unterschied ist, dass Autoritäten nicht länger an fixe Positionen gebunden sind. Sie ergeben sich vielmehr auf Basis der jeweiligen Kompetenzen.
Was bedeutet das konkret: Statt Entscheidungen von oben herab zu treffen, werden verschiedene Teams eingesetzt, die die Verantwortung für bestimmte Bereiche übernehmen. Je nach Aufgabe können Mitarbeiter natürlich unterschiedliche Rollen in verschiedenen Teams übernehmen. Und das auch Abteilungsübergreifend, je nach ihren persönlichen Kompetenzen.
Vereinfacht ausgedrückt wird für jedes Projekt und jeden Vorgang ein Verantwortlicher eingetragen. Diese Person stößt die notwendigen Prozesse an, bildet eigenverantwortlich Teams und holt sich genau dort Rat, wo es notwendig ist. Statt Befehle zu empfangen und auszuführen, wird der Verantwortliche zum Gestalter. Das schafft kreative Lösungen und ein kooperatives Miteinander, das dem Unternehmenserfolg zugutekommt. Und zusätzlich die Mitarbeiterzufriedenheit steigert, da Wertschätzung und Vertrauen im Vordergrund stehen.
Entwicklungspotenzial für die Mitarbeiter und das gesamte Unternehmen
Wir wissen natürlich, dass nicht jeder Mensch bereit ist, Verantwortung zu übernehmen – aber das muss auch nicht sein. In diesem Konzept finden die Mitarbeiter viel leichter ihren Platz in der Unternehmensstruktur, können sich einbringen und ihr volles Potenzial ausschöpfen.
Wenn Hierarchien in Unternehmen durch Entscheidungsebenen ersetzt werden, fördert das auch den kollegialen Austausch. Denn die Entscheidungen werden von den Menschen getroffen, die dafür am besten geeignet sind und die nötige Expertise haben – und nicht von denen, die die Macht dazu haben.
Die gebildeten Teams ersetzen herkömmliche Abteilungen und werden für jedes Projekt neu gebildet. Das sorgt für ein kooperatives Miteinander und bestmögliche Ergebnisse. Da sich die Teams für jedes Projekt neu zusammensetzen, wird auch das Konkurrenzdenken zwischen einzelnen Abteilungen reduziert.
Das Ergebnis: Unternehmen werden dynamischer, flexibler und erfolgreicher. Und mit dieser neuen Unternehmenskultur ziehen sie automatisch die besten Mitarbeiter an – im Gegensatz zu Betrieben, die auf starre Hierarchien und Machtgefüge setzen.